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liquid music FIN /1/2/ 3
L I Q U I D M U S I C – M I S S I O N S T A T E M E N T
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LIQUID MUSIC ist eine Projektreihe, die seit 1998 jährlich bis 2015 in Zusammenarbeit mit der Stadt Judenburg, meist in Form einer dreitägigen Veranstaltung durchgeführt wurde und Formen der Integration künstlerischen Denkens in den Alltag der Stadt lanciert. Projektbetreiber ist Heimo Ranzenbacher. Seine Rolle ist die des Projekt-Erfinders, Kurators, Gestalters und Moderators.
Der Name LIQUID MUSIC ist der Zeit des Projektbeginns geschuldet, aber auch programmatisch zu interpretieren. Liquid verweist auf einen theoretischen Begriff im Diskurs der Medienkunst und bezeichnet das Ineinanderfließen voneinander weitgehend unabhängiger Handlungen und "Realitätsebenen". Music steht für eine vielfach an Klang orientierte Organisation v(on Kunstprojekten), die jedoch auch abseits konzertanter Aufführungen im Sinne "beziehenden Denkens" (Hugo Riemann), d. h. ohne weiteres auch tonlos zur Darstellung kommen kann.
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P l a t t f o r m f ü r E x p e r i m e n t e
In den Jahren 1998 bis 2015 stellte Judenburg durch das Projekt LIQUID MUSIC in der steirischen Provinz die einzige Möglichkeit für KünstlerInnen dar, auf der Grundlage eines kleineren Produktionsbudgets kleinere medienkünstlerische Experimente und Arbeiten zu entwickeln. "Im Gegenzug" sollte in den künstlerischen Entwicklungen die Stadt eine Art Erfahrungshintergrund bilden. (Kontext als Wirklichkeit gestaltende Größe künstlerischer Hervorbringungen.)
Die Provinz – im vollen Bedeutungsumfang des Begriffs – ist ein maßgeblicher Teil des Experiments LIQUID MUSIC. Angestrebt wurde am Beispiel einer Modellgemeinde die Verwirklichung kunstrelevanter Belange auf dem Lande, an denen Künstler und die engagierte Gemeinde gleichermaßen profitieren. Im Modus der Zusammenarbeit war die Stadtgemeinde Judenburg von der finanztechnischen Verwaltung bis zu administrativen Belangen engagiert: Darüber hinaus stellte die Gemeinde die Infrastruktur und Hilfskräfte zur Verfügung und sorgte für die Abwicklung der organisatorischen Belange vor Ort.
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S c h a u p l a t z a l s R e s s o u r c e d e r E r f a h r u n g
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Im Rahmen der jährlichen Veranstaltungen wurden zumeist drei bis vier künstlerische Beiträge im Kontext eines Themas realisiert, das die Stadt als "Schauplatz und Ressource der Erfahrung" apostrophiert hat. Um diese zentralen Beiträge gruppierten sich Konzerte, Vorträge, die das jeweilige Thema aus verschiedenen Positionen beleuchteten, kostenlose Workshops und Angebote, mit den KünstlerInnen ins Gespräch zu kommen. Die Themen nominierten primär Fragestellungen einer – im weitesten Sinn technologischen – Kultur und diesbezügliche Aspekte im lokalen Kontext. Ästhetische und politische Facetten städtischer Kernprobleme – (gefühlter) Autonomieverlust, Erosionsprozesse in der wirtschaftlichen Substanz, Jugend/Alter/Abwanderung (und Astronomie; im Stadtturm von Judenburg, dem Wahrzeichen (!) der Stadt, befindet sich ein Planetarium ) – bildeten immer wieder Achsen, um die sich die Projekte von/bei LIQUID MUSIC gedreht haben.
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N a c h h a l t i g e r I n v e s t i t i o n s w e r t
Die Politik des Projektes zielt auf ein Praxismodell der Nachhaltigkeit bezüglich der Investition einer Gemeinde in Aktivitäten der Kunst. Abseits des gängigen Prinzips des Tausches der Finanzierungsmittel für ein temporäres Ereignis (z.B. für eine Ausstellung von ortsunabhängigen Dingen), das also einen zeitlich begrenzten Tauschwert darstellt, sollte durch LIQUID MUSIC ein veranstaltungsunabhängiger und nachhaltiger Investitionswert geschaffen werden. LIQUID MUSIC will also auch "Interesse" lukrieren, nicht nur eine ortsunabhängige Leistung. Mehr als den bloßen Tauschwert, den eine Gemeinde durch die Darbietung diverser künstlerischer Leistungen – in Form von Konzerten, Lesungen, Bildern, Skulpturen, Installationen ... –, erhalten würde, erhält sie durch den nachhaltigen Investitionswert einer Beschäftigung der Kunst mit der Gemeinde. LIQUID MUSIC
bildet den Rahmen für eine der zeitgenössischen (Medien-)Kunst gewidmete Beschäftigung mit dem Ort des Erscheinens.
Für diesen Versuch der Generierung von Interesse und einer Einbindung in örtliche und programmatische Gegebenheiten ist (und war) – immer auch unter dem Gesichtspunkt des nur kleine Schritte und Gesten erlaubenden Handlungsspielraumes – ein mehrmaliges Engagement der KünstlerInnen von Bedeutung: Einbindung in den Ort (die Gemeinde) durch "Bindung" an das Projekt in dem Sinn, dass KünstlerInnen dem Ort durch LIQUID MUSIC und vor allem dessen Intentionen verbunden sind, nicht nur einmalige Gäste. (Verlässlichkeit, Einsatzbereitschaft und Verzicht auf Allüren sind zur jeweiligen disziplinären Kompetenz maßgeblich für ein Engagement.)
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D a r l e g u n g s - u n d K o m m u n i k a t i o n s k u l t u r
Die zuweilen didaktischen Verbindlichkeiten dieser Politik wurden immer wieder einmal und spätestens 2013 zugunsten des künstlerischen Spielraumes modifiziert. Bezeichnend für diese intentionale Gewichtsverlagerung ist vor allem die strategische Orientierung an einem Verständnis von Provinz als eine fiktive, das Engagement und die Handlungs- und Arbeitsweisen betreffende Darlegungsbedingung, als ein angenommenes Interesse, jenem anonymen, theoretischen Interesse assoziiert, das dem Öffentlichen im Sinne eines Kommunikations- und Organisationsphänomens eignet. Der Versuch, eine dem Low-Budget angemessene Form von Wissenschaftlichkeit (Darlegungs- und Kommunikationskultur) der Kultur von LIQUID MUSIC zu implementieren, ist dafür Programm.
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